Am 08. und 09. Oktober war ich auf fronteers 2010, der Jahreskonferenz der „fronteers“, der niederländischen „vacvereiniging voor front-end developers“ und muss sagen, ich bin entzückt. Es war eine großartige Konferenz, ich hatte viel Freude und habe viel Spannendes und Inspirierendes gesehen.
Die Jam-Session (Konferenz-Vorspiel)
Das Konferenz-Vorspiel war dieses Jahr relativ stark durchorganisiert: Es gab eine Anmeldepflicht für die Jam-Session und im Vorhinein absehbare Sprecher für die kleinen ad-hoc-Vorträge. Offensichtlich war dies eine Konsequenz des Vorjahres, in dem sich die Vorspielbesucher wohl ob der mangelnden Organisation etwas verloren vorkamen. Dieses Jahr war klar, dass alle, die irgendetwas mit der Veranstaltung zu tun hatten, sich im ersten Stock treffen sollten. Das Programm lief der Grundidee, sich vor allem zu unterhalten oder sich unterhalten zu lassen, leider etwas zuwider. Während vorne kleine, zum Teil spannende, Vorträge liefen, begrüßten sich im hinteren Bereich lautstark Menschen, die sich ein Jahr nicht gesehen hatten. Ein bisschen unglücklich, aber da das Orga-Team kostenlose Getränke für alle organisiert hatte, blieb die Stimmung versöhnlich.
Die Location
Die Konferenz fand statt im Tuschinski-Theater statt, einem Kino aus den 20er Jahren, das von außen aussieht wie die Batman-Burg und von innen wie eine Art-Deco-Geisterbahn. Schrill, aber sehr gemütlich; die kuscheligen, tiefen roten Plüschstühle luden zum Sitzen ein, und man hatte von jedem Platz aus eine 1a Sicht auf die große Leinwand.
Die Organisation
Alles hat perfekt funktioniert, die gute Organisation zeigte sich in den Kleinigkeiten. Es gab kein Gedränge bei der Anmeldung, die Macher haben (höchstwahrscheinlich 8>)) beim Barcamp Ruhr abgeguckt und die Namensschilder auf beiden Seiten beschriftet (die Dinger drehen sich sowieso immer auf die Rückseite….). Die Volunteers waren nicht nur freundlich und hilfsbereit, sondern auch kompetent; immer dann, wenn Hilfe gebraucht wurde, war einer am Platze. Eine kostenlose Garderobe war vorhanden, und es gab keine Fragerunde ohne Mikrofonanreicher, nur mal so zum Beispiel.
Die Technik
Eine riesige Kinoleinwand, schnurlose Mikrofone, Aufzeichnung von Bild und Ton und 430 Menschen, die mindestens ein Gadget in’s Internet bringen wollen: Das sieht von außen vielleicht einfach aus, ist es aber nicht. „Das Internet“ hakte am Morgen des ersten Tages noch ein wenig, die Techniker haben das aber ab Mittag wieder in den Griff gekriegt: Sternchen für die Technik.
Die Pünktlichkeit
Großartig war auch, wie sauber das Programm eingehalten wurde. Professionelle Vortragende, die genau wussten, wann 45 Minuten Vortrag und 15 Minuten Frage und Antwort zu Ende sind, sorgten dafür, dass es bei 14 Slots nur eine Überziehung gab. Es wurde morgens schon pünktlich angefangen, so konnte man jede Pause zuverlässig planen.
Das Catering
Veranstalter unterschätzen offensichtlich häufig das Wohlbehagen, das bei den Besuchern ausgelöst wird, wenn man weiß, dass man nicht rangeln muss, weil es genug zu essen gibt. Dass man das Gespräch noch zu Ende führen kann, weil am Ende der Pause immer noch ausreichend Essen vorhanden ist. Dies war hier definitiv nicht der Fall, denn es gab keine Pause, in der jemand essenstechnisch in die Röhre gucken musste. Vergleichbares habe ich bisher nur in Erlangen erlebt, ich zitiere mal aus dem Gedächtnisprotokoll zum WKE 2008:
Die Rahmenbedingungen, die das Flair eines erfolgreichen Kongresses auszeichnen, waren gegeben. Stets waren 80 Liter Kaffee vorrätig, aber auch die anderen Bestandteile des Catering waren ausgezeichnet. Jederzeit genügend Getränke in einer ansprechenden Verpackungsgröße, Laugenhäppchen und immer wieder eine andere Süßigkeit erfreuten die Teilnehmer.
Und die Jungs vom Team haben es nicht nur geschafft, genügend Essen zur Mittagszeit rauszutun, sondern es waren sogar noch kleine Schnuckeligkeiten zum Kaffee dabei. Es gab nicht nur „Free beer“ nach den Vorträgen und auf der täglichen After-Party, sondern im Foyer wurde auch noch leckeres Finger-Food gereicht. Catering also: Top!
Die Vorträge
Ich werde nicht alle Vorträge im Einzelnen vorstellen, wer sich dafür interessiert, findet weiter unten ausführlichere Beschreibungen anderer Leute, die bereits vorgestellten Slides bei slideshare, die Videos haben einen eigenen Vimeo-Kanal.
Irgendwann werden sicherlich auch alle Sessions auf der Website mit Video, Folien und Transkripts ausgestattet sein.
Mir haben besonders die folgenden Vorträge gefallen, nehmt eEuch die Zeit dafür, die Vides sind gut:
- „Creating lifelike designs with CSS3“ von Meagan Fisher
- „Real-world Responsive Design“ von Stephen Hay
- „Reasons to be cheerful“ von Chris Heilmann
- „Reusable Code, for good or for awesome!“ von Jake Archibald
- „The State of HTML5: Inaugural Address“ von Paul Irish
Negatives?
Zu Murren gibt es nur über das Publikum, das wirklich ausgesprochen infantil und dämlich auf die weiblichen Referenten reagiert hat. Wie gut, dass dies noch andere so gesehen haben:
Bleibt standhaft Mädels, lasst euch nicht von so ein paar Idioten irritieren und sprecht weiter vor und mit den Nerds!
Was war es denn nun?
Vielleicht liegt es auch einfach daran, mal zu hören, welchen Rant Christian Heilmann 2003 von Peter Paul Koch für seinen ersten Artikel bei alistapart kassiert hat oder wie Stephen Hay mit der Präsentation wechselnder Bildschirmbreiten bei Kunden umgeht.
Vielleicht liegt es auch daran, dass die Rockstars der Szene eben keine Diven sind, sondern ganz normal im Umgang, am Ende des Tages sind sie auch nur Entwickler wie du und ich.
Vielleicht ist es auch einfach nur das Gefühl, nicht alleine auf der Welt zu sein mit seinem Job, seinen Ideen, mit seinen Sorgen und Späßen, wenn man in einen Saal mit über 400 Geeks blickt,
unseriöse Übungen zu HTML5 macht
oder ungehemmt schlechte CSS-Witze machen darf – die der Gegenüber versteht.
Ach ja und noch was: Amsterdam hat tatsächlich ein Automatenrestaurant. So eins, wie man es noch aus den 80ern kennt. Ich bin entzückt.

Endlose Reihen von Kläppchen,hinter denen fertiges Essen auf Kunden wartet
Fronteers-Bilder
- http://picasaweb.google.it/rocco.curcio/Fronteers10#
- Tag fronteers10 bei flickr
- Tag fronteers bei flickr
- http://picasaweb.google.com/edwinjeroenmartin/FronteersConferentie2010
Berichte anderer Leute
- http://ivanasetiawan.com/fronteers-2010/
- http://www.the-haystack.com/2010/10/14/fronteers-2010-recap/
- http://www.e-sites.nl/blog/186-fronteers-congres-2010.html
- http://www.freshheads.com/blog/2010/10/fronteers-dag-1/
- http://www.freshheads.com/blog/2010/10/fronteers-2010-dag-2/
- http://www.wait-till-i.com/2010/10/10/fronteers-2010-report-and-my-slides-and-links/
Very nice and flattering review of the conference. I was one of the volunteers that helped during the two days of conference and it’s nice to hear that our (hard) work was appreciated!
See you again next year!nn1
[…] This post was mentioned on Twitter by Krijn Hoetmer, Maik Wagner. Maik Wagner said: Endlich auch im Blog: Mein ausführlicher Rückblick auf die #fronteers10 http://bit.ly/cuq9KJ […]nn1
Sehr zu erkennen, diese review. Es war schön mit dir zu reden während diesen Tagen.
Ich hoffe dass du nicht nur im Automatenrestaurant gegessen habt 🙂
Thank you! It was nice to meet you. And don’t worry, I got to know a very nice restaurant and ate very delicious traditional mussels…
Manueller Trackback:
Rückblick A-Tag 2010: Barrierefreies Suppenlöffeln | hyperkontext
http://hyperkontext.at/weblog/artikel/rueckblick-a-tag-2010-barrierefreies-suppenloeffeln/
[..] Maik Wagner schrieb da unlängst einen Satz, der es ziemlich genau trifft [..]
Haha, im Niederlande nennen sie es Essen aus der Wand.